Digitale Transformation in der Industrie
Der lange Weg
zur Smart Factory
Bild: Atreus GmbH
Alle reden von der Fabrik der Zukunft, aber die unternehmerische Wahrheit ist eine andere. Zwar hat der deutsche Mittelstand die Tragweite der digitalen Transformation erkannt. Doch hapert es aber noch immer an der Umsetzung.
Lange bevor die Smart Factory kommt, erfordern die veränderten Erwartungen der Kunden vor allem in den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Automotive sowie in der Stahl-, Metall- und Kunststoffindustrie eine zunehmende Flexibilität und Vernetzung der Produktion – weg vom eher angebotsorientierten hin zum nachfrageorientieren Ansatz. Um neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), kollaborative Robotik und additive Fertigung gewinnbringend für sich nutzen zu können, müssen Unternehmen aber zunächst die Basics der Digitalisierung beherrschen.
Grundstein legen
Zunächst einmal gilt es daher die Operational Excellence – das ständige Verbessern von Prozessen entlang der Wertschöpfungskette – zu verinnerlichen und nachhaltig zu implementieren. Kein Geheimnis und seit Jahrzehnten propagiert. Die betriebliche Wahrheit zeigt jedoch, dass bei etlichen Unternehmen noch erheblicher Optimierungsbedarf bei diesem Thema besteht. Da dies jedoch kein rein deutsches Phänomen ist, entstehen auch Möglichkeiten für die hiesigen Unternehmen, sich im internationalen Wettbewerb positiv zu differenzieren. Für den mittelständischen Maschinenbau ist es ein pragmatischer Weg, durch tagtägliche Verbesserung aus der Mittelmäßigkeit herauszutreten und sich flexibler und effizienter aufzustellen. Statt immer schneller die gleichen Produkte in immer höheren Stückzahlen zu produzieren, zählen heute vor allem Flexibilität und Vielfalt, um die immer differenzierten Kundenanforderungen bedienen zu können. Vier wesentliche Faktoren spielen dabei eine vorgeordnete Rolle:
- Effizienz in Ablauf- und Aufbauorganisation
- Datentransparenz und Verlässlichkeit
- Realistisches Ist-Bild
- Marktgerechte Produkte und Komplexitätsmanagement
Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau sollten an erster Stelle diese vier Kernbereiche erkennen und als Grundvoraussetzung akzeptieren. Flexibel vernetzbare und erweiterbare Prozessmodule müssen Einzug halten, Datentransparenz und Offenheit als Basis für schnellere Entscheidungsfindung herhalten und letztlich der Ist-Zustand in der Organisation einer transparenten Bewertung unterzogen werden. Hier besteht noch einiges an Nachholbedarf. Darüber hinaus müssen die Produkte modular designed und Punkte für die Variantenentstehung möglichst ans Ende der Wertschöpfungskette verlagert werden. So erreicht man eine geringe Komplexität nach innen und hohe Komplexität, sprich Variantenvielfalt, nach außen.
Wandel begreifen und gestalten
Die Gestaltung und Ausführung dieser der Smart Factory zugrunde liegenden Faktoren ist darüber hinaus in erster Linie ein Führungsthema. Denn der Wandel muss nicht nur gestaltet, sondern auch verantwortungsbewusst gegenüber den Mitarbeitern umgesetzt werden. Die Abläufe werden sich gravierend verändern, sodass es durchaus zu Bedenken auf Seiten der Arbeitnehmer kommen kann. Denn digitale Transformationsprozesse sind nicht nur technologisch, innovative Organisationsverbesserungen, sondern bringen immer auch eine unternehmenskulturelle Revolution mit sich, die durchaus Verunsicherungen hervorrufen kann. Dabei gibt es eine Vielzahl von Personen, die behaupten, dass im Zuge dieser Veränderungen der Faktor Mensch obsolet würde. Doch der Mensch wird auch in der Smart Factory eine zentrale Rolle spielen. Zwar werden sich ganz sicher die Aufgabenbereiche in der Produktion verändern und Hilfstätigkeiten deutlich reduziert werden, aber der Mensch bleibt die Ideen gebende und treibende Kraft hinter der Innovation. Keine Technologie kann die menschliche Kreativität und das Einfühlungsvermögen ersetzen.