Viele Anbieter und Analysten haben den Einsatz dieser „neueren“ Technologien als Einzellösungen in der Lieferkette bereits untersucht und auch Mehrwerte für ihre jeweiligen Kunden liefern können. Doch das größte Potenzial liegt darin, die verschiedenen Bereiche und Technologien zu verknüpfen – also sowohl Künstliche Intelligenz, IoT-Sensorik und -Analyse als auch Blockchain miteinander zu kombinieren. Eine weitgehend autonome Supply Chain entwickelt sich erst, wenn die Erfassung von Daten via IoT-Sensorik mit der Distributed-Ledger-Technologie (Technik der verteilten Buchführung) der Blockchain verbunden wird. Durch die Integration von Machine Learning werden solche Plattform intelligenter, vernetzter und zuverlässiger in ihrer Funktionsweise. Die meisten Unternehmen nutzen bereits alle drei Technologien losgelöst voneinander. Um den Return on Investment (ROI) bei der digitalen Transformation der Supply Chain zu maximieren, ist es allerdings wichtig, über die richtige Grundlage dafür zu verfügen: digital aufbereitete Daten. Denn so attraktiv diese Technologien auch erscheinen – findet kein elektronischer Informationsaustausch mit dem externen Unternehmensnetzwerk der Lieferkette statt, lässt sich ein schneller ROI kaum erreichen.
Grundvoraussetzung: Digitales Business Ökosystem
Oft ist es für Unternehmen mühsam, sicherzustellen, dass die relevanten Geschäftspartner Informationen im notwendigen Umfang elektronisch austauschen können. Eine Lösung wäre es, alle Handelspartner, unabhängig von ihrer Größe oder technischen Leistungsfähigkeit, an das gleiche Geschäftsnetzwerk anzuschließen. Das trägt dazu bei, dass B2B-Transaktionen nahtlos ausgetauscht werden. Was noch wichtiger ist: Diese Informationen stehen nachgelagerten Analyse- oder KI-Plattformen zur Verfügung. Der Aufbau des digitalen Backbones, also des elektronisch vernetzten Ökosystems, sollte deshalb bei jedem digitalen Transformationsprojekt Priorität haben. Natürlich bedarf es hier gehobenen Sicherheitsanforderungen und -konzepten die den jeweiligen Bedürfnissen der teilnehmenden Unternehmen gerecht werden.
IoT: Sensordaten entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette erfassen und nutzen
Ebenfalls auf der Transformationsagenda eines Unternehmens sollte die Erstellung einer digitalen Darstellung (eines digitalen Zwillings) der Produktionsanlagen stehen. Mit dieser Technologie lassen sich digitale Abbilder des Produkts und/oder der Produktionslinie anfertigen, und für Analysezwecke verwenden. IoT-Sensorinformationen, die in die Fertigungslinie oder die Produkte integriert sind, können genutzt werden, um nicht nur den Standort einer Sendung überall in der globalen Lieferkette zu identifizieren, sondern auch deren Zustand zu überwachen (z.B. über eine Temperatur- und Feuchtigkeitsmessung). IoT steht auch für die Transformation vieler Lieferkettenprozesse: Von der Erleichterung der Nachschubbestellung über die Verbesserung der Betriebszeit bis zur Verfügbarkeit von verwendeten technischen Anlagen – von der Hebebühnen bis zum Roboter.
KI: IoT-Sensordaten auslesen und analysieren
Ein wichtiges Ziel für viele Unternehmen ist es, Angaben über die Leistung der Lieferkette zu erhalten. Ein solcher Überblick kann beispielsweise dafür genutzt werden, den leistungsfähigsten Handelspartner zu ermitteln oder zu verstehen, wie viele Bestellungen innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens bearbeitet wurden, aber auch für die Prozess- und Produktionsüberwachung. Dadurch können Unternehmen, ihre Abläufe in der Lieferkette optimieren und verbessern. Aber was wäre, wenn Sensorinformationen von IoT-Geräten in eine KI-Plattform eingelesen werden, um die Entscheidungsfindung zu erleichtern? Die Übernahme von IoT-Daten von einem digitalen Zwilling eines physischen Produkts und die Einspeisung in eine KI-Plattform tragen dazu bei, die mögliche Betriebsleistung einer Produktionslinie in der Zukunft besser zu bestimmen. So lassen sich Maschinenausfälle in der Fertigung oder Logistik frühzeitig vorhersagen und durch passende Wartungsintervalle und Nutzungsprofile vermeiden.
Blockchain: Wichtige Daten manipulationssicher aufzeichnen
Mithilfe der Blockchain-Technologie können Unternehmen u.a. die Fertigung und Auslieferung ihrer Produkte gezielt und detailliert nachverfolgen. Blockchain bietet einige einzigartige Funktionen, darunter die Möglichkeit Informationen manipulationssicher aufzuzeichnen – durch die Distribution von Informationen zwischen verschiedenen Partnern. Diese geteilten Angaben können auch sensible Unternehmensdaten, wie B2B-Transaktionsauskünfte und IoT-Sensordaten der Produktion enthalten. Mit Hilfe der Blockchain können Unternehmen beispielsweise revisionssicher nachvollziehen, welche Rohmaterialien in welchem Produkt verbaut worden sind. In Kombination mit anderen disruptiven Technologien zeigt die Blockchain ihr wahres Potenzial und erhöht den Nutzen für die Industrie. Bereits bei mittlerweile etablierten Techniken wie der Cloud, hat es fast zehn Jahre gedauert, bis sie über alle Branchen hinweg akzeptiert wurde. Mit dem Zuspruch für die Blockchain außerhalb des Kryptowährungsmarktes sieht es ganz ähnlich aus, auch wenn es jetzt bereits gute Ansätze für Lösungen auf Basis von Blockchain gibt. Um den Ausbau von Blockchain in der Supply Chain voranzutreiben, werden neue Standards entwickelt, wie Lieferkettenbezogene Informationen innerhalb einer Blockchain-Umgebung archiviert werden sollten. Normungsgremien wie GS1 haben als Dachverband für Industriestandards bereits erste Standards wie den Strichcode ins Leben gerufen. Neue Blockchain-bezogene Normen werden natürlich folgen und damit auch die Einführung von Blockchain-Umgebungen in globalen Lieferketten beschleunigen. Mit einheitlichen Standards ist es Unternehmen möglich, die Blockchain-Technologie in der Lieferkette zu implementieren. Das wird zu mehr Effizienz führen. Eine sichere und transparente Verfolgung von Paketen und Transaktionen wird in Zukunft dann eher die Regel als die Ausnahme sein.