Bauteilerkennung nach dem SLS-Druck

Feature Engineering

Damit Systeme des maschinellen Sehens Objekte unterscheiden können, benötigen sie Informationen, woran sich die Gegenstände erkennen lassen und wodurch sich diese voneinander differenzieren. Die Objekteigenschaften werden als Features bezeichnet. Im Bereich der Serienproduktion handelt es sich bei den zu greifenden Gegenständen immer um dieselben Serienteile. Das bietet den Vorteil, dass die Features zum Unterscheiden der Objekte beim Einrichten einer neuen Fertigungsstraße manuell anhand der Objekte generiert werden können. Das manuelle Feature Engineering ist zwar relativ aufwendig und kann Wochen in Anspruch nehmen, muss allerdings nur einmal pro Produktionsstraße durchgeführt werden. Außerdem lässt sich das Machine-Vision-System hervorragend an die zu sortierenden Gegenstände anpassen.

Deep Features

Mit Selective Laser Sintering wird meist noch nicht in Serie gefertigt. Bei Dienstleistern wie Protiq werden jeden Tag hunderte verschiedene Bauteile hergestellt. Die beschriebene Methode zum Einrichten einer Sortierungsanlage ist da nicht praktikabel. Um die gefertigten Bauteile trotzdem automatisch zu sortieren, kann man aber Machine Learning (ML) nutzen. In der Bildverarbeitung ist der Einsatz maschineller Lernverfahren weit verbreitet. Mit dem sogenannten Deep Learning (DL) empfiehlt sich ein Forschungsgebiet aus dem ML-Bereich für das beschriebene Sortieranlagen-Szenario. Sein Name ergibt sich aus der Verwendung tiefer Lernsysteme, wie beispielsweise Deep Neural Networks (DNN). Entsprechende Systeme können zahlreiche nichtlineare Probleme anhand von bestehenden Trainingsdaten selbständig erlernen. In diesem Fall könnten sie das manuelle Feature Engineering ersetzen. Auf der Grundlage der Trainingsdaten eignet sich das System stattdessen selbständig sogenannte Deep Features an. Diese werden für die Sortierung so verinnerlicht, dass sich die einzelnen Objekte durch die Features differenzieren lassen.

Paralleles Lernen

Der Dienstleister hat mit Deep Learning ein System entworfen, das die Unterscheidung der Bauteile täglich parallel zur realen Fertigung erlernen kann. Die hergestellten Bauteile werden dazu auf einer an der Sortierstation befindlichen Scanfläche durch industrielle Kameratechnik erfasst. Das trainierte System entscheidet dann auf der Grundlage des Bildes des Gegenstands, um welches Bauteil es sich handelt. Anschließend können für jeden Auftrag die zugehörigen Bauteile auf der Scanfläche visuell markiert werden. Das Verfahren unterstützt somit bei der Sortierung und reduziert ferner den manuellen Aufwand sowie das Fehlerpotenzial. Dieses Beispiel zeigt, dass sich schon heute maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz in vielen industriellen Prozessen nutzen lässt. Darüber hinaus liefert die Forschung ständig neue Erkenntnisse, die zur weiteren Optimierung der Systeme beitragen. In Zukunft werden die Anwendungsmöglichkeiten deshalb stetig steigen, sodass ML-Verfahren einen immer größeren Beitrag zur Automatisierung und Verbesserung industrieller Prozesse leisten können.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Phoenix Contact Deutschland GmbH
www.phoenixcontact.com

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Fraunhofer IEM
Bild: Fraunhofer IEM
Effiziente Produktionsplanung: KI reduziert Aufwand bei Schulte Kartonagen um 25%

Effiziente Produktionsplanung: KI reduziert Aufwand bei Schulte Kartonagen um 25%

Welcher Liefertermin steht wann an? Wie aufwändig muss die Maschine umgerüstet werden? Ist das benötigte Material bereits geliefert? Um die Reihenfolge verschiedener Kundenaufträge optimal zu planen, müssen Produktionsplaner:innen eine Vielzahl von Faktoren kennen und einschätzen. Bei Schulte Kartonagen hat ab sofort ein intelligenter KI-Assistent alle Faktoren im Blick – und macht Vorschläge für die effiziente Planung der Produktion. Gefördert wurde die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IEM und den Universitäten Paderborn und Bielefeld im it’s OWL-Projekt ARISE.

Bild: schoesslers GmbH
Bild: schoesslers GmbH
appliedAI Institute for Europe launcht kostenlosen KI-Onlinekurs

appliedAI Institute for Europe launcht kostenlosen KI-Onlinekurs

Das gemeinnützige appliedAI Institute for Europe stellt den kostenfreien Online-Kurs ‚AI Essentials‘ zur Verfügung, der es Interessierten ermöglicht, in die Welt der Künstlichen Intelligenz einzusteigen. Konzepte wie maschinelles Lernen und Deep-Learning sowie deren Anwendungsmöglichkeiten und Auswirkungen auf unser Leben und unsere Wirtschaft sind Teile der umfassenden Einführung.

Bild: Trumpf SE + Co. KG
Bild: Trumpf SE + Co. KG
Künstliche Intelligenz macht Fabriken clever

Künstliche Intelligenz macht Fabriken clever

Seit dem Siegeszug des Chatbots ChatGPT ist künstliche Intelligenz in aller Munde. Auch in der industriellen Produktionstechnik kommt KI mit großen Schritten voran. Lernende Maschinen machen die Fertigung effizienter. Wie funktioniert das genau? Das können Interessierte auf der EMO Hannover 2023 vom 18. bis 23. September erfahren. Die Weltleitmesse für Produktionstechnologie wird ihr Fachpublikum unter dem Claim ‚Innovate Manufacturing‘. mit frischen Ideen inspirieren und künstliche Intelligenz spielt dabei ihre Stärken aus.

Bild: Mitsubishi Electric Corporation, Japan
Bild: Mitsubishi Electric Corporation, Japan
KI-gestütztes Analysetool für moderne Produktionslinien

KI-gestütztes Analysetool für moderne Produktionslinien

Das Data-Science-Tool Melsoft MaiLab von Mitsubishi soll Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Fertigung und unterstützen und so deren Produktivität steigern. Die neue Lösung ist eine intuitive, bedienerzentrierte Plattform, die KI nutzt, um Abläufe automatisch zu verbessern. Sei es Abfallvermeidung durch geringere Ausschussmengen, weniger Stillstandszeiten durch vorbeugende Wartung oder Senkung des Energieverbrauchs durch Prozessoptimierung.

Bild: Fraunhofer IGD
Bild: Fraunhofer IGD
Software Arrange beschleunigt Absortierprozesse

Software Arrange beschleunigt Absortierprozesse

In Kombination mit einer Augmented-Reality-Brille bietet eine neue Software des Fraunhofer IGD digitale Unterstützung von Absortiervorgängen. Zusammengehörige Bauteile werden direkt im Sichtfeld der Beschäftigten an der Produktionslinie farblich überlagert. Anwender im Automotive-Bereich können so etwa durch beschleunigte Prozesse und eine minimierte Fehleranfälligkeit Kosten reduzieren.